Treffen mit Laurent Morelle, Präsident der ARSIA

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Mit der Wahl von Laurent Morelle zum Präsidenten der ARSIA im vergangenen Juli, hat sich das Verwaltungsorgan für einen Züchter entschieden, der, in mehr als einer Hinsicht, einen vielfältigen Werdegang aufweist. Laurent Morelle ist 56 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Er ist Agraringenieur (Diplom in Gembloux erhalten) und Ingenieur für Industriemanagement (Diplom in Louvain erhalten). Mit diesem Wissen begann er seine Karriere als Züchter, gemeinsam mit seinem Vater, während er 5 Jahre lang den Zuckerrübensektor für die Firma Pype vertrat. Im Jahr 1998 übernahm er den Familienbetrieb in der Region Tournai, in Wattripont, vollständig; Mischkulturen, Melken (bis 2010), BBB Zucht und Mast. Die Vizepräsidentschaft der ARSIA und die damit verbundene Zeit, haben ihn dazu veranlasst, die Aktivitäten seines Betriebs 2019 neu auszurichten; er wird nur noch mästen und sich auf die Futtermittelautonomie und den Anbau von Mengkorn konzentrieren. Sein zeitlicher und persönlicher Einsatz für den Agrarsektor wird durch sein Engagement in den Zuckerrübengewerkschaften, als Verwalter beim landwirtschaftlichen Betriebshelferdienst der Gemeinde Frasnes-lez-Anvaing, und schließlich als Verwalter in einer, mit seinem Schwager gegründeten, CUMA (Genossenschaft für den Einsatz von landwirtschaftlichen Geräten) vervielfacht.

In diesem Interview spricht er über sein Engagement in der Gesundheitsfürsorge, seine Vision von einer VoG wie der ARSIA, in der Gegenwart und in der Zukunft…

Sie engagieren sich seit langem für den Gesundheitsschutz in unseren Betrieben, warum sind Sie so motiviert?

Im Alter von 27 Jahren trat ich bereits die Nachfolge von Jean Tetelain an, einem Züchterkollegen aus dem Hennegau und Verwalter des Verbands zur Tierseuchenbekämpfung von Mons. Ich konnte die große Veränderung miterleben, die die Zusammenführung der Verbände zu einer einzigen regionalen Vereinigung im Jahr 2003 bedeutete. Die zweijährige Vizepräsidentschaft zwischen 2019 und 2021 hat es mir ermöglicht, mich auf das Amt des Präsidenten vorzubereiten, das ich nach dem Ausscheiden von Jean Detiffe übernommen habe. Die ARSIA und der Sektor haben ihm und Marc Lomba, dem früheren Generaldirektor, viel zu verdanken, da sie diese große Veränderung mit Intelligenz und Flexibilität angegangen sind und einen reibungslosen Übergang für jeden Verband sichergestellt haben. Ich begrüße ihre Arbeit. Meine Hauptmotivation war auch ihre; ich war schon immer sensibel für die Verteidigung der landwirtschaftlichen Gemeinschaft, besonders, wenn sie mit kollektivem Handeln verbunden ist. Es reicht nicht aus, ein guter Züchter zu sein, man braucht auch eine gesunde Herde und eine geregelte gemeinsame Gesundheitspolitik.

Mein Anliegen, die Tiergesundheit im Sinne eines kollektiven und präventiven Ansatzes zu fördern, beruht auch auf meinen Erfahrungen als Züchter, mit ihren Erfolgen und Rückschlägen. Die IBR hatte Auswirkungen auf meinen Betrieb, die Blauzungenkrankheit noch schlimmere. Ganz zu schweigen von den vielen Gesundheitskrisen, die wir alle erlebt haben…

Der Agrarsektor entwickelt sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Wie wird er Ihrer Meinung nach in den kommenden Monaten und Jahren von unserer Vereinigung unterstützt?

Die ARSIA wurde Jahr für Jahr auf der Grundlage einer Verwaltung, die „wie ein guter Familienvater“ begonnen hat, aufgebaut, sie strebte aber immer nach mehr Professionalität und Kompetenz, die eine echte Bereicherung darstellen und immer verbessert werden müssen. Ich werde darauf achten, diesen Kurs beizubehalten, denn die Aufgabe unserer Vereinigung ist es, den Züchtern moderne und innovative Dienstleistungen anzubieten.

Ich würde mir auch wünschen, dass sich die Wahrnehmung der ARSIA positiv verändert, insbesondere ihre Rolle bei der Krankheitsprävention und der epidemiologischen Überwachung. Die Züchter beklagen sich in der Regel über die Kosten der Dienstleistungen. Ich möchte sie ermutigen, die Kosten für Analysen, Autopsien, Rückverfolgbarkeit, … als langfristige Investition zu betrachten. Darüber hinaus werden diese Kosten von der Vereinigung und ihrem Verwaltungsrat ständig unter Kontrolle gehalten, wozu noch die beträchtlichen Ermäßigungen kommen, die durch die zahlreichen „arsia+-Aktionen“ gewährt werden. Dank des Prinzips der Gegenseitigkeit profitiert der Züchter von der administrativen und gesundheitlichen Unterstützung durch professionelle Beraterteams.

Die ARSIA ist wie eine Feuerwache; es ist nicht so, dass wir die Ausrüstung nicht mehr warten und keine Feuerwehrleute mehr haben sollten, nur, weil es nicht brennt. Wir müssen immer bereit sein und uns mit den entsprechenden Mitteln ausstatten, aber wir müssen auch Bränden vorbeugen, was die ARSIA dank ihres Hochleistungslabors, ihrer Programme zur Bekämpfung von Herdenkrankheiten und ihrer Kontrolle der Rückverfolgbarkeit unserer Tiere, die im Falle einer Gesundheitskrise unerlässlich ist, tut.

Unsere Vereinigung vertritt die wallonischen Züchter bei den Gesundheitsbehörden und beteiligt sich aufmerksam an den Entscheidungen über die Gesundheitssicherheit in der gesamten Kette, sowohl vor als auch nach den Züchtern. Ein fehlerhaftes Glied und die Kette ist unterbrochen.

Welche Qualitäten sind für den Vorsitz einer gemeinnützigen Organisation wie der unseren erforderlich?

Die Verfügbarkeit, um an den verschiedenen Versammlungen teilzunehmen … Aber auch und vor allem, zuhören, sich die nötige Zeit nehmen, das Beste von jedem einzelnen behalten und die Ideen weitergeben, die besten Ideen behalten und Entscheidungen im Interesse der Züchter und der ARSIA treffen.

Sehen Sie die Zukunft des Berufs des Züchters als eher düster an?

Das hängt von so vielen Faktoren ab… Ich denke dabei insbesondere an die Bedrohung durch den internationalen Fleischmarkt, der sich ‘freilaufend’ entwickelt und unseren Respekt vor verbindlichen Standards und unserem guten lokalen Fleisch wegfegt. Andererseits sollte der derzeitige und wachsende Trend « kauf doch lokal », unseren Berufsstand rehabilitieren; seine Glaubwürdigkeit beruht auf der Rückverfolgbarkeit und der Biobank, die seit vielen Jahren von unserer Abteilung Identifizierung und unserem Labor verwaltet wird und die Herkunft unserer Erzeugnisse garantiert. In der Wallonie setzen zahlreiche Züchter auf Qualität, indem sie eine vernünftige Betriebsgröße beibehalten, sich einen Mehrwert ausdenken, sich diversifizieren oder sogar die Art und Weise ihrer Bewirtschaftung überdenken… Damit entsprechen sie den Erwartungen der heutigen Verbraucher. Tatsache ist, dass unsere Zukunft auch von der künftigen wallonischen und europäischen Agrarpolitik abhängen wird. Es wird sich zeigen, ob dies ausreicht, um den Rückgang des wallonischen Rinderbestands aufzuhalten.

Und die Zukunft der ARSIA…?

Sie basiert auf Projekten zur Unterstützung unserer Züchter. Ich denke dabei insbesondere an die laufende Entwicklung von Autovakzinen, die dazu beitragen werden, den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Ich denke auch an die Entmaterialisierung, die die Verwaltung des Sektors vereinfachen und eine vollständige Rückverfolgbarkeit „on line“ ermöglichen wird.

Zusätzlich zu einer immer professionelleren internen Entwicklung, vervielfacht und formalisiert unsere Vereinigung ihre Zusammenarbeit mit anderen Partnern des Sektors nach dem „Win-Win“-Prinzip und unseren jeweiligen Ergänzungen. Mit der Awé arbeiten wir im Rahmen der wirtschaftlichen Interessenvereinigung (WIV) AWARDE (AWé ARsia Développement Élevage) an Projekten zusammen, wie der Biobank, BIGAME, PADDOCK, … Mit unserem flämischen Pendant, der DGZ, arbeiten wir sowohl auf der Ebene des Labors, als auch der Rückverfolgbarkeit zusammen. Gemeinsam mit der FESASS beteiligen wir uns an der Vertretung der Züchter in der Europäischen Union.

Vergessen wir nicht, dass die Zukunft der ARSIA in erster Linie von den Züchtern selbst abhängt. Sie können ihre Bedürfnisse und Erwartungen jederzeit ihren Delegierten mitteilen, die diese Informationen an das Verwaltungsorgan weiterleiten, das sich, das sollten wir nicht vergessen, aus Züchterkollegen zusammensetzt. Ohne unsere Züchter ist die ARSIA nichts.

Welche Botschaft möchten Sie den Züchtern mit auf den Weg geben?

Wir machen eine wunderbare Arbeit, wir müssen daran glauben, wir müssen sie mit Leidenschaft machen, gegen alle Widerstände … Was die ARSIA betrifft, so sollte jeder Züchter nicht zögern, die zahlreichen Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen; bei allen Mitarbeitern herrscht ein großer Arbeitsgeist, Motivation und Engagement.